Zwischenergebnisse im Moderationsprozess
Leitbildentwurf (Stand 3. Akteursarbeitskreis)
Präambel
Selbstverständliche Voraussetzung ist für uns, dass wir im Rahmen der rechtlichen Vorgaben
und Normen agieren.
Grundlage
Ausgehend von den jetzigen Naturschutzgebietsgrenzen1 entwickeln wir auf dem Prinzip der
Freiwilligkeit basierend gemeinsam mit Landwirtschaft, Natur- und Klimaschutz,
Wasserwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Kommunen, Naherholung und Tourismus die
„Modellregion Bastauniederung“. Die Vielfältigkeit und Struktur des Landschaftsraums und
des Landschaftsbilds sollen betont und gefördert werden. Das Leitbild soll für alle Beteiligten
Verbindlichkeit schaffen. Weitere Akteur:innen werden nach Erfordernissen im Folgeprozess
eingebunden.
Unser Leitbild basiert auf dem gemeinsamen Wert der Fairness:
Fairness ist für uns ein ideeller Wert:
Dies bedeutet für uns,
▪ dass alle Akteur:innen2 gleichermaßen in den Entwicklungsprozess eingebunden
werden;
▪ dass die Perspektiven und Interessen aller Beteiligten von allen reflektiert und
angemessen berücksichtigt werden;
▪ dass die Kommunikation im Leitbildprozess und im weiteren Entwicklungsprozess der
Modellregion fair, ehrlich und auf Augenhöhe stattfindet;
▪ dass Konflikte gemeinsam gelöst werden und alle involvierten Akteur: innen bereit sind,
die dafür notwendige Kompromissbereitschaft mitzubringen und über die eigenen
Positionen hinaus zu denken, um die Entwicklung der Modellregion Bastauniederung zu
fördern;
▪ dass Vereinbarungen von allen Beteiligten eingehalten werden.
Fairness ist für uns auch ein wirtschaftlicher Wert. Es gilt, die wirtschaftliche
Existenzgrundlage für die in der Modellregion Bastauniederung wirtschaftenden Akteur:
innen zu sichern und hierbei Kontinuität und Verlässlichkeit über den Moderationsprozess
und den geplanten Folgeprozess hinaus zu gewährleisten. Erbrachte
Ökosystemdienstleistungen werden fair honoriert.
Auf dieser Basis formulieren wir eigene Entwicklungsziele und setzen diese gemeinsam um.
Entwicklungsziele3
In der Modellregion Bastauniederung verfolgen wir die nachfolgend aufgeführten
Entwicklungsziele:
▪ Ziel ist es, die Landwirtschaft in der Modellregion Bastauniederung so zu entwickeln,
dass sie auch in Zukunft wirtschaftlich tragfähig und nachhaltig ist und gleichzeitig zu
Natur- und Klimaschutz beiträgt. Hierfür gilt es, zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln
und zu erproben.
▪ Ziel ist es, den Naturschutz in der Modellregion Bastauniederung so zu entwickeln, dass
er alle Schutzziele gewährleistet und gleichzeitig eine Zukunftsperspektive für die
Landwirtschaft schafft.
▪ Ziel ist es, die Moore in der Modellregion so weiterzuentwickeln, dass sie bestmöglich
zum Klimaschutz beitragen. Dies bedeutet, dass Freisetzungen von klimaschädlichen
Gasen verhindert werden und eine weitere Kohlenstofffixierung gefördert wird.
▪ Ziel ist es, die Wasserwirtschaft in der Modellregion Bastauniederung so zu entwickeln,
dass ein guter ökologischer Zustand und ein gutes ökologisches Potenzial der Gewässer
erreicht werden.
▪ In Bezug auf Naherholung und Tourismus ist es Ziel, eine Steuerung und Lenkung
umzusetzen, die ein störungsarmes Naturerleben ermöglicht.
Um die Entwicklungsziele erreichen zu können, ist es notwendig, dass die Flächen in der
Modellregion in einem über einen Folgeprozess zu verwirklichenden Gesamtkonzept fachlich
sinnvoll nach Zustand und Entwicklungsziel neu geordnet und zusammengefasst werden.
1 Es geht nicht um eine Erweiterung des Naturschutzgebiets.
2 Mit alle Akteur:innen sind im Folgenden immer gemeint: Landwirtschaft, Natur- und Klimaschutz,
Wasserwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd und Kommunen, Naherholung und Tourismus
3 Die Reihenfolge der aufgeführten Entwicklungsziele stellt keine Wertigkeit der Ziele untereinander dar.
Wünsche an den Folgeprozess
Für einen Folgeprozess in der Modellregion Bastauniederung wünschen wir uns:
▪ Allgemein, dass ein Folgeprozess stattfindet, dass darin weiter zusammengearbeitet
wird und Lösungen gefunden werden. Offenheit und Zukunftsfreude sollen hierfür die
Grundvoraussetzung sein.
▪ Die genannten Inhalte sollen strukturiert und für ein Antragschreiben festgelegt
werden.
- Die Umsetzung von Maßnahmen muss verbindlich sein und kontrolliert werden
(Monitoring), ebenso wie die Besucherlenkung im Gebiet (Kontrolle).
- Dazu muss die Personalausstattung verbessert und erweitert werden
▪ Eine Zusammenarbeit mit Universitäten und eine feste Verankerung der
wissenschaftlichen Begleitung
▪ Es sollen die wissenschaftlichen Grundlagen dazu analysiert und erarbeitet werden,
welche Flächen zu welchem Zweck am besten geeignet sind.
- Moorboden Differenzierung – Kleiboden
▪ Es soll eine Zusammenarbeit mit der Pilotgewässerkooperation Dümmer stattfinden.
▪ Es sollen Austauschformate mit externem Input und moderierter Diskussion
stattfinden:
- Dabei soll es darum gehen, einen Blick über die eigene Modellregion hinaus zu
wagen,
- gute Beispiele und Best Practice aus anderen Regionen kennen zu lernen
- Gemeinsame Exkursionen in andere Modellregionen zu unternehmen.
▪ Der Naturschutz soll in den bestehenden Schutzgebieten stattfinden
▪ Naturschutzmaßnahmen sollen mit den einzelnen Höfen jeweils individuell erstellt
werden
▪ Konkrete Naturschutzmaßnahmen:
- Etablierung und Ausbau des Naturschutzes, der typischen Flora und Fauna und
des Lebensraums für seltene und bedrohte Arten, insbesondere auch für die
bedrohten Wiesenvogelarten wie Kiebitze, Brachvögel, Lerchen und viele andere
Arten,
- Ansiedlung neuer Arten
- Unterstützung des hohen Stellenwertes dieser Moorlandschaft für Zugvögel,
Ausbau der Wasser-, Futter- und Rastflächen für die Zugvögel
- Renaturierung und Entwicklung der ehemaligen Moorlandschaft
Bastauniederung, Wiedervernässung der Flächen und Rückbau der begradigten
Bastau
- Entwicklung des früheren Lebensraumes mit der typischen Moorlandschaft ,
Schutz und moortypische Entwicklung von Flora und Fauna, am besten unter
wissenschaftlicher Begleitung.
- Abstimmung der pflegerischen Massnahmen an die Bedürfnisse der Tier- und
Pflanzenwelt; aktive Entwicklung und Förderung von Insekten, Amphibien , Gewässern und ihren
- Lebewesen
- Berücksichtigung der Klimaschutzaspekte und CO2-Bindungsfunktion der Moore.
- Einbindung der Landwirtschaft für pflegerische Massnahmen mit angemessener
finanzieller Honorierung und adäquater finanzieller Ausgleich für wirtschaftliche
Verluste in Gegenwart und Zukunft, weiterer Erwerb von Flächen von den
Landwirten
- Begrenzung der Wasserentnahmen möglich?
- schnelles Handeln, ggf. Beginn mit Vernässung einzelnen Flächen zum zeitnahen
Schutz, bzw. Wiederansiedlung bedrohter Wiesenvogelarten
▪ Es sollen Trägerschaften mit der Landwirtschaft vereinbart werden
▪ Die Ökosystemdienstleistugnen sollen monetarisiert werden
▪ Fördermöglichkeiten:
- sollen analysiert und geprüft werden
- sollen bilateral abgestimmt werden, um Doppelförderungen zu vermeiden
(„Synergie ohne Doppelförderung“)
▪ Ein Projekt zur Energiegewinnung über Photovoltaik auf Grünlandstandorten.
▪ Wenn gegen Ende des Folgeprozesses die Förderung ausläuft, sollen als Sicherheit
dafür, dass nicht einfach zum früheren Wirtschaften zurückgekehrt wird,
„rotierende/zirkulierende Flächeneinheiten“ als Tauschmodelle eingeführt werden:
- Über dieses Projekt soll ein Naturschutz auf Zeit realisiert werden
- Die rotierenden Flächeneinheiten stammen aus einem begrenzten Kontingent
und werden abwechselnd über die Jahre verschieden bewirtschaftet. Die
Bewirtschaftung wird nach einem gewissen Zeitraum durch
Naturschutzmaßnahmen oder Brache abgewechselt. Dieses Rotationsprinzip soll
über längere Zeiträume verlässlich sein.
▪ Für den Flächenstatus und die Form der Bewirtschaftung soll außerhalb von
Naturschutzgebieten Rechtssicherheit gegeben sein.
▪ Die Jagd kann als Instrument dienen, die jeweiligen im Leitbild festgeschriebenen
Entwicklungsziele zu erreichen
▪ Zur Erreichung des Ziels einer Steuerung und Lenkung von Naherholung und
Tourismus, die ein störungsarmes Naturerleben ermöglicht, soll:
- eine Besucherlenkung mit Anlaufzielen für Fußgänger:innen und einer
Fahrradinfrastruktur entwickelt werden
- die Anlaufziele sollen deutlich und klar beschildert sein
- die Möglichkeiten der Naherholung in der Modellregion sollen durch zielführende
Öffentlichkeitsarbeit publik gemacht werden
- die Besucherlenkung soll aktiv durch Personal (Ranger) kontrolliert werden
- Parkplatzmöglichkeiten
- Müllentsorgung
▪ Einbindung weiterer Akteur:innen
- Private Flächenbesitzer:innen einbeziehen
- Eine frühzeitige Einbindung der jüngeren Generation in den Prozess; Kinder und
Jugendliche, Kontakt über Schulen, "Moorpaten"
▪ Wertschätzung: den Schutz der natürlichen Lebensgrundlage in seiner Bedeutung
hervorheben
▪ konkrete Daten zum Gebiet bereitstellen: z.B. wieviel (Fläche und Prozent) Ackerfläche,
Grünfläche, Fläche die bereits unter NS steht gibt es überhaupt
▪ Bestehende Gesetzgebung konsequent anwenden/umsetzen